Schneeschuh-Test MSR-Schneeschuhe

MSR EVO im Vergleich zum weiterentwickelten MSR REVO:

Bedeutet neuer wirklich immer besser? Nein....

Der MSR-Schneeschuh namens "EVO Ascent", der sich über viele Jahre bewährt und in der Schneeschuhgemeinde wegen seiner Unverwüstlichkeit (was wirklich stimmt) schon Kultstatus geniesst, wurde kürzlich von der Firma MSR weiterentwickelt. Das Facelifting beinhaltet nebst einem leicht anderen Aussehen des gesamten Schuhs eine andere Bindung (oben und unten) sowie einige vom MSR Lightning bekannte Elemente. Der neue REVO Ascent ist somit eine Art Kreuzung zwischen dem altbekannten EVO Ascent, dem Lightning sowie einigen neuen Modifikationen. Neu ist das Oberteil der Bindung, die den Fuss in einer Art Plastikkörbchen auf dem Schneeschuh hält. MSR nennt sie "Paragon Bindung".

Seit geschätzten 18 Jahren bin ich mit MSR-Schneeschuhen EVO Ascent unterwegs, davon 13 Jahre als professionelle Schneeschuhtouren-Leiterin. Die gesamte letzte Wintersaison habe ich nun sämtliche Touren mit dem neuen REVO mit Paragon-Bindung gemacht. Lesen Sie hier mein Fazit:

Performance:
Die Einsinktiefe im Neuschnee ist bei beiden Modellen ähnlich, auch die gute Haftung in nahezu jedem Gelände.

Bindung Oberseite ("Paragon"):
Erster Gedanke ist, dass die drei Riemen der alten Bindung wegfallen und so der Fuss etwas mehr Platz hat - die Blutzirkulation wird weniger eingeengt, was weniger kalte Füsse zur Folge haben dürfte. Leider weit gefehlt. Der Effekt ist gleich Null. Viel mehr fällt ins Gewicht, dass der Fuss nun nur noch durch ein Körbchen und nicht mehr durch drei "harte" Riemen gehalten wird, was sich bei sehr steilen Traversen, kniffligen Gelände-Übergängen oder anderen Schlüsselstellen enorm negativ bemerkbar macht: Die 100%ige Kontrolle des Schneeschuhs geht verloren. Schade! Damit büsst der Klassenprimus einen Teil seines strahlenden Images als absolut verlässlichen Partner in jedem Gelände ein. Der Fuss sitzt weniger starr auf dem Schneeschuh, auch wenn er mit dem Körbchen absolut fest angelascht ist. Die ganze Sache hat mehr Spiel, da weicher.

Bei meiner Schuhgrösse (39) habe ich trotz dickem Winter-Trekkingschuh nur noch ein bis zwei Löcher der Strippen übrig, die über dem Vorderfuss das Körbchen arretieren. Was macht jemand, der kleinere Füsse oder einen schmaleren Schuh hat??? 

Bindung Unterseite:
Schaut man sich die Unterseite an, fällt auf, dass das Prinzip des Lightning übernommen wurde. Die Schwachstelle, die Rundung (siehe Nr. 2 auf Bild) wurde dabei ohne Korrektur ebenfalls übernommen. Hier hatte ich in der Vergangenheit bereits zwei Brüche bei baugleichen Bindungs-Unterteilen. Somit ist der alte EVO klar im Vorteil: Mein uralter EVO, auf unzähligen Gipfeltouren in teils sehr anspruchsvollem Gelände getragen, hat mich nie im Stich gelassen, sogar, wenn ich auf aperen Felsgraten und weiteren Schmankerl mit ihm laufe. Die neue Bindung bricht relativ schnell. Da Sicherheit und Verlässlichkeit unterwegs oberstes Gebot sind, ist die neue Bindung klar im Nachteil.

Steighilfe (Siehe Nr. 1 auf Bild):
Der Bügel des alten EVO lässt sich dank Lasche mit dicken Handschuhen besser bedienen. Der Steighilfen-Bügel ist auch besser arretiert. Beim neuen REVO klinkt er sich öfters mal komplett aus der Halterung raus, wenn man etwas rabiat zu Werke geht.

Gewicht:
Der neue REVO hat pro Schuh 60g zugelegt gegenüber dem alten, was aber nur minimal mehr Gewicht an den Füssen bedeutet und beim Gehen nicht auffällt.

Fazit:
Dieser Vergleich zeigt: Was weiterentwickelt wurde, muss nicht unbedingt besser sein! Deshalb haben wir bei BERGTRÄUME, zum Beispiel bei den Schneeschuh-Wanderungen, auch nach wie vor den altbewährten EVO im Einsatz und alle REVO wieder eliminiert.

Hier gehts zur geführten Schneeschuhwanderung "Wildtier-Erlebnis auf Schneeschuhen"