Schnappschüsse unterwegs beim Wandern sind beliebt. Wer möchte nicht das Erlebte in Form eines Bildes als Erinnerung mit nach Hause nehmen? Doch im Unterschied zu einem Fotografen, der des Bildes wegen in der Natur unterwegs ist, sind dem Wanderer Grenzen gesetzt. Er möchte vorwärtskommen und nicht minutenlang nach dem richtigen Bildausschnitt suchen, Filter wählen und Werte einstellen. Auch wird er selten eine umfangreiche Foto-Ausrüstung mitschleppen und auf die richtigen Lichtverhältnisse warten wollen. Wie also kannst Du trotz diesen Einschränkungen unterwegs tolle Schnappschüsse machen? Dieser Blogbeitrag gibt Dir Tipps.
Was ist ein gutes Foto? Natürlich eines, bei dem die gängigen Regeln wie Bildaufteilung, Komposition, Tiefe, Bewegung usw. beachtet worden sind. Du wirst nicht darum herumkommen, Dich mit den Grundlagen der Fotografie vertraut zu machen, wenn Du unterwegs gute Fotos schiessen willst. Doch was macht aus einem guten Foto ein sehr gutes? Wie erzielst Du den WOW-Effekt?
Emotionen
Du brauchst dafür keine teure Ausrüstung, denn der Schlüssel dazu ist das bildhafte Einfangen von Emotionen. Ein sehr gutes Foto weckt Emotionen beim Betrachter. Wir müssen uns also fragen, was Emotionen sind. Emotionen werden ausgelöst durch das Ansprechen unserer Sinne. Frage Dich vor dem Abdrücken deshalb immer, was Du hier und jetzt gerade siehst, riechst, fühlst, schmeckst, hörst und spürst und versuche, die Ursache ins Bild zu integrieren.
Machen wir ein Beispiel: Ein Vogel mit schönem Gefieder, der ganz in der Nähe auf einem Ast sitzt, ist ein schöner Vogel. Ein Sujet für ein gutes Foto. Nicht mehr. Wenn der Vogel aber auf dem Bild noch den Schnabel offen hat, assoziiert der Betrachter damit sofort, dass der Vogel zwitschert. Und zwar wunderschön singt, weil es ja auch ein schöner Vogel ist.... Sofort kommen Emotionen ins Spiel, weil neben dem Sehsinn auch der Hörsinn indirekt angesprochen wird.
Nun entgegnest Du vielleicht zu Recht, dass Du weiterwandern möchtest und keine Zeit hast zu warten, bis der Vogel den Schnabel aufmacht. Doch es lohnt sich immer zu hinterfragen, ob sich eine Aufnahme dann noch lohnt. Betrachten wir einen an sich unspektakulären Brunnen auf einer Alpweide - wenn er abgestellt ist und kein Wasser aus dem Hahn plätschert, lohnt sich das Bild nicht. Es transportiert zu wenig Emotionen. Der Vogel aber ist trotzdem noch ein Foto wert dank seines schön gefärbten Gefieders und nicht zuletzt, weil es sich um einen seltenen Schnappschuss handelt.
Immer mehrere Emotionen in ein Bild verpacken!
Nur den Sehsinn mit dem Bild zu bedienen, reicht in den meisten Fällen nicht für ein herausragendes Bild. Ein Beispiel hierfür kann eine fantastische Landschaft im milden Morgenlicht sein. Das Panoramafoto (Sehsinn) gewinnt an Emotionen, wenn im Vordergrund noch die Tautropfen auf den Gräsern sichtbar sind (Tastsinn). Der Betrachter des Bildes kann die Morgenfeuchte auf der Wiese nicht anfassen; aber er weiss, wie sich dies anfühlt und hat positive Assoziationen von früheren Erlebnissen damit verknüpft. Er riecht (Geruchssinn) den typischen Geruch taunassen Grases und spürt (Temperatursinn) die angenehm kühle Morgenluft auf dem Gesicht.
Fokus auf den Moment
Diese Verknüpfungen laufen oft unwillkürlich und im Unterbewusstsein ab - auch beim Fotografen! Für ihn lohnt es sich also, seinen Fokus immer wieder bewusst auf den aktuellen Moment zu richten - dies kann auch während dem Wandern jederzeit erfolgen, sofern die Wegbeschaffenheit nicht allzu fordernd ist.
Der viel zitierte "geschulte Blick" ist also vor allem eines: Bewusst gelebte Achtsamkeit des Moments. Mit einem geschulten Blick werden Dir viele emotionsgeladene Bilder gelingen - probiers auf Deiner nächsten Wanderung mal ganz bewusst aus! Und auch hier gilt: Übung macht den Meister...